Schmidtstedter Straße 57/58
Jg. 1899
Deportiert 1942
Ghetto Belzyce
Ermordet
Jg. 1867
‚Schutzhaft‘ 1938
KZ Buchenwald
Entlassen 26.11.1938
Tot an Haftfolgen
27.9.1941
Erfurt
Familie Meyerstein war eine sehr große Familie mit Wurzeln in Gröbzig, Sachsen.
Nathan Meyerstein wurde am 4. April 1867 in Gröbzig als Sohn von Meir/Meyer Nathan Meyerstein und Therese Röschen Meyerstein, geborene Israel, geboren.
Er wohnte vom 16. Juni 1887 bis 8. Februar 1888 in Erfurt unter der Adresse Fischmarkt 4. Es folgte die Abmeldung nach Sömmerda. Dort war er als Kaufmann tätig, sein Konfektions- und Schuhwarengeschäft befand sich zusammen mit der Wohnung in der Moltkestraße 66.
Am 15. Januar 1896 heiratete er die aus Walldorf, Baden-Württemberg stammende Pauline Hofmann. Gemeinsam bekamen sie drei Kinder: Ernst, Adolf und Elly Dora.
Elly Dora Meyerstein wurde am 8. Januar 1899 in Artern/Sangerhausen geboren. Ihre Brüder Ernst und Adolf sind beide im Ersten Weltkrieg gefallen.
Nachdem seine Frau 1931 verstorben war, zogen Nathan Meyerstein und seine Tochter Elly am 3. Juni 1932 nach Erfurt. Dort bezogen sie gemeinsam das dritte Obergeschoss in der Schmidtstedter Straße 57/58.
Nathan und Elly Meyerstein boten verschiedenen Jüd:innen einen Platz zur Untermiete an, nachdem diese ihre Wohnungen zwangsweise hatten verlassen müssen. So kamen unter anderem Gustav Siegel und Sophie Siegel (geb. Kaufmann), Paul Silberstein, Berta Brauner und Ida Goldschmidt bei den Meyersteins in der Schmidtstedter Straße 57/58 unter. Von September 1941 bis Juni 1942 mussten auch diese Jüd:innen die Schmidtstedter Straße verlassen. Sie wurden teilweise gezwungen in ein „Judenhaus“ umzuziehen und teilweise auch deportiert.
Ohne einen Beruf erlernt zu haben, war Elly Hausfrau im Haushalt ihres verwitweten Vaters und kümmerte sich um ihn, als er schwer erkrankte.
Nathan wurde im Zuge des Novemberpogroms festgenommen und wurde vom 10. bis 26. November 1938 im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten. Er wurde entlassen, war aber schwer erkrankt und ist am 27. September 1941 gestorben. Nach seinem Tod musste Elly zur Zwangsarbeit in eine Fabrik. Für kurze Zeit nahm Elly von April bis Mai 1942 die aus Meiningen stammende Schülerin Erika Stein, Nichte des Lehrers Leopold Stein, bei sich auf.
Am 8. Mai 1942 erfolgte Elly Meyersteins „Abmeldung nach unbekannt“. Am 9. Mai 1942 kam sie zusammen mit weiteren Jüd:innen in das „Auffanglager“ in der Viehauktionshalle am Bahnhof in Weimar. Von dort aus fand am 10. Mai 1942 die Deportation in das Ghetto Belzyce bei Lublin statt. Erst für den 12. Mai 1942 ist die Ankunft im Distrikt Lublin belegt. Elly gilt seitdem als verschollen, ihr Todesdatum ist unbekannt.
Seit dem 18. September 2025 erinnern zwei STOLPERSTEINE in der Schmidtstedter Straße 57 an Nathan Meyerstein und Elly Meyerstein.